25 Jahre lang hatte ich immer wieder direkt und indirekt mit dem Schulsystem, besser gesagt, mit dessen Ausbildungsergebnissen, zu tun. Dementsprechend sind meine positiven und negativen Eindrücke auf diesem Gebiet. Der lange Zeitraum zeigt exemplarisch auf, dass sich bis dato die Vorgaben unseres bayerischen Kultusministeriums nur partiell an die Anforderungen der heutigen Wirklichkeit angepasst haben.
Jeglicher Kommentar über die fachliche Kompetenz der Lehrkraft sowie die pädagogischen Fähigkeiten, die jungen Leute entsprechend zu motivieren, um Spaß und Freude an Ihrer Arbeit zu haben, erübrigt sich hier.
Dazu eine sinngemäße Bemerkung eines Professors, der später das Bild sah: Ein Farbklecks oder eine Strichzeichnung sind mir lieber, als ein vorgegebenes Bild. Daraus kann ich die Kreativität des Studenten erkennen und hier sehe ich ein beachtliches Talent“
"Was sagen uns die Sterne? Auf der Suche nach Berührungspunkten von Astronomie und Astrologie."
Z. B. zeigte eine Mathe-Studienrätin in der Begleitung und Bewertung der Seminararbeit eklatante Schwächen in Physik,
widersprach stellenweise dem Duden und versuchte den wissenschaftlichen Aufbau der Arbeit auf den Kopf zu stellen.
Anstatt ihre fehlende Kompetenz bezüglich dieses schwierigen Themas einzugestehen, verlor sie sich in Erbsenzählerei
und eigenen Widersprüchen. Um ihr Unvermögen zu kaschieren und ihre Macht zu zeigen, gab sie noch eine relativ schlechte
Note.
Eine Bekannte von uns, sie hat Kommunikationswissenschaft studiert und
ist bei der Stadt München angestellt, zu der Arbeit: "Das ist ein glatte Eins".
Für die Vorbereitung der Seminararbeit hielt die Lehrkraft fast keinen festgelegten Termin mit meinem Sohn ein.
Eine Studienrätin kann sich das erlauben - wo ist hier die Vorbildfunktion? Am Tag der
Abi-Abschlussfeier um 17:00 legte sie um 16:30 einen Termin
für meinen Sohn fest. Mein Sohn sollte eine kurze Rede bei der Feier halten. Dementsprechend musste er sich noch darauf
vorbereiten. Neben vielen Elternpaaren, waren auch wir zur Feier geladen. Im Vorfeld entschuldigte ich meinen Sohn bei der
Lehrkraft, dass er aus besagten Gründen den Termin nicht einhalten kann. Sie heuchelte mir gegenüber volles Verständnis
und entschuldigte sich sogar für die unglückliche Terminfestlegung. Sie lobte mir gegenüber
den Einsatz meines Sohnes in Mathe und bei
der Vorbereitung der Seminararbeit. In der Bewertung der Seminararbeit stand aber, dass er Termine nicht eingehalten
hatte.
Allgemein ausgedrückt: Manche Mitmenschen verfälschen gerne mit absurden Argumenten die Realität um ihr Selbstwertgefühl zu schützen.
Wobei sie ihren Selbstbetrug gar nicht oder nur verschwommen
wahrnehmen.
Und jetzt kommt der dickste Hund:
Bei der Vergabe des Themas sagte die Lehrkraft "mehr als 20 Seiten lese ich nicht." Deshalb speckte mein Sohn die Arbeit
ständig ab und stellte zusätzlich die erklärenden Bilder an das Ende, damit der reine Text nur knapp 30 Seiten betrug, um
ja der Lehrkraft gerecht zu werden. In ihrer Bewertung der Arbeit stand dann, "An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir Ausführlicheres
gewünscht".
Angesprochen auf ihre offensichtlichen Fehlleistungen kam die sinngemäße Antwort: "Es mag schon sein, dass ich mich an einigen Stellen geirrt habe. Sie kennen die Physik besser als ich, aber die Note bleibt".
Dieses Verhalten ist typisch für Mitmenschen, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind und deshalb ihre Schwächen durch Machtdemonstration,
aufgrund ihrer Stellung, kaschieren. In dem Moment, wo sie mit Personen zu tun haben, die auf gleicher Augenhöhe oder darüberstehen, reagieren sie völlig anders, oft sogar unterwürfig. Ein weiteres Indiz für mangelnde Kompetenz ist, wenn sich Leute an
Kleinigkeiten festbeißen, damit nicht auffällt, dass sie von dem Thema wenig Ahnung haben, ihnen der Überblick für das Ganze fehlt
und damit überfordert sind.
Übrigens für die Bewertung der Seminararbeit ließ sie sich fast 6 Monate Zeit. Das sollte mal ein Schüler bringen. - Oder in einer Arbeitsstelle außerhalb der Kultusministerium-Sphäre,
wie Industrie, Fertigung, Gastgewerbe, Lebensmittelversorger,
Transportwesen, Polizei, Banken usw.
Aussage des zuständigen Schuldirektors: "Eine Note ist nicht verhandelbar".
Anmerkung Wolfgang Oberbauer: Die Physik lässt sich in den Augen einiger Lehrer sehr wohl verbiegen bzw. "verhandeln",
wenn es darum geht, eigene Fehler nicht eingestehen zu müssen. Dann werden eben die Naturgesetze der Note angepasst.
Was in dem Abiturienten damit ausgelöst wurde und wie das mit dem Lehrauftrag, (besser Leerauftrag gesagt, bezogen auf das,
was der junge Mensch fürs Leben bräuchte) vereinbar ist, sei hier unkommentiert. Auf jeden Fall wurde permanent Frust erzeugt.
Hier steht die Seminararbeit als PDF-File zur Verfügung:
Seminararbeit
Teilweise ist nicht wirklich nachzuvollziehen, was mit den Merksätzen, Regeln, Erklärungen und Mathematikbeispielen in den Schulheften und auch Schulbüchern ausgesagt werden soll -> Die Folgen davon sind, die Jugendlichen verstehen oft nur Bahnhof und sind noch mehr verwirrt. Damit die Schüler eine halbwegs gute Note bekommen, lernen sie alles Mögliche einfach auswendig, ohne den Sinn und damit das Thema wirklich zu verstehen. Bei einigen Mitarbeitern des Kultusministeriums ist es vermutlich immer noch nicht angekommen, dass es weder Sinn hat und noch weniger Spaß macht etwas mit Gewalt in sich hinein trichtern zu müssen, ohne es zu begreifen - und man wundert sich dann, weshalb noch mehr Frust gegenüber den Lehrern und der Schule entsteht.
Eine junge Studentin: „Physik war für mich das langweiligste Fach. Ich habe fast alles auswendig gelernt und mich damit bis zur 11. Klasse durchgemogelt. Verstanden habe ich dieses trockene Fach bis dahin nie und deshalb hat mich dieses auch nicht interessiert. In der 12. Klasse hatte ich einen Lehrer, der konnte mit Begeisterung anschaulich die Physik rüberbringen und plötzlich hatte ich Freude an dem Fach. Naturwissenschaft ist so interessant und ist absolut kein trockenes Fach. Heute studiere ich Physik im 4. Semester."
Allein die Formulierung in einigen Schulbüchern zeigt schon, dass negative Querdenker mitwirken oder der Autor seinen eigenen Stoff nicht wirklich versteht. Wenn man über etwas referiert oder schreibt, dann sollte man einige Stufen darüber stehen, um das Thema auch anständig rüber zu bringen.- Ist Abstand zu gering, dann geht das immer auf die Kosten der Schüler.
Aussage eines Lehrers: "Dieses Physik-Buch kann ich für den Unterricht nicht gebrauchen. Wenn ich nicht
wüsste, wie an dieser Stelle die Physik funktioniert, würde ich oft nicht verstehen, was der Schreiber damit
aussagen will".
- Um Missverständnissen vorzubeugen, es handelt sich um ein offizielles Physikbuch für die 9. Klasse Realschule. Das Problem ist dabei, dass nur Pseudofachleute - anders ausgedrückt "einseitig ausgerichtete Schreibtischtäter", entscheiden was und wie und in welcher Qualität etwas vermittelt werden soll. Deshalb lesen sich auch manche Erklärungen in den Büchern, wie Gesetzestexte. - Und der arme Lehrer, der plötzlich Mathe, Physik oder Informatik geben soll oder muss, ist
angehalten, den Unfug auch noch zu vermitteln, den er teilweise selber nicht versteht
bzw. aufgrund seiner Vorlagen nicht verstehen kann.
Ein weiteres Problem ist, dass selten den Jugendlichen - egal in welchem Fach - zuerst ein Überblick vermittelt wird. Es wird fast immer mit dem Detail begonnen und der Schüler weiß nicht, wo und für was das Gelernte passen soll.
Das "nicht gelernt zu haben, zuerst im Überblick zu denken" führen uns u. a. täglich unsere Politiker vor.
Sie verstehen die meisten Zusammenhänge nicht und wundern sich, wenn sie an einer Schraube gedreht haben, welche Auswirkungen das
plötzlich hat.
Teilweise wissen sie gar nicht wo der Tellerrand ist. Deshalb sind sie auch nicht in der Lage diesen zu finden
und können erst recht nicht über den Tellerrand hinwegsehen. Damit erfassen sie auch nicht die Auswirkungen ihres
Handelns in der Gesamtheit und wundern sich, wenn ihr Ansinnen auf Widerstand stößt und auch oft Unfug produziert.
Allerdings gibt es eine Entschuldigung für das Verhalten unserer obersten Volksvertreter.
Es wurde ihnen nie beigebracht, auch nicht in der Schule, gesamtheitlich und das noch im Bezug zum wirklichen Leben,
zu denken.
Um aber zumindest später zu lernen, wie die Realität in der Gesellschaft und Wirtschaft tatsächlich funktioniert,
müsste man sich auch in dieser bewegen.
Die Jugendlichen erfahren keine unterschiedlichen Betrachtungsweisen, wenn sie nur einseitig genormte Lernstoffe mit strikten Vorgaben vorgesetzt bekommen. Eine eingeschränkte Wahrnehmung bei einigen späteren Erwachsenen ist dann das Ergebnis davon. Das Fatale daran ist, dass sie sich oft selbst ihrer eigenen Blindheit nicht bewusst sind. Leider überspielen diese Spezies ihre eigenen Fehler und Schwächen häufig mit einer gewissen Wortgewandtheit. Im Folgendem einige aktuelle Beispiele von akteullen Umweltsünden aufgrund antrainiertes Tunneldenken und damit fehlender globaler Sicht.
Alle obigen Beispiele zeigen Mangel an gesamteinheitlichem Denken. Selbst nur eine vage Vorstellung, dass dafür in vielen Regionen außerhalb Europas die Umwelt zerstört wird, scheint nicht vorhanden zu sein - oder will nicht gesehen werden.
Franz Joseph Strauß, egal wie man über ihn dachte bzw. heute denkt, war eine hochintelligente, wortgewandte Autorität und exzellente Persönlichkeit. Unterschiedliche Konstellationen erfasste und überblickte er sehr schnell. Er wusste genau, welche Auswirkungen es in Gänze hatte, wenn er an einem Rädchen drehte. Seine Sichtweise reichte weit über den Tellerrand hinweg und damit war er auch in der Lage den Horizont inklusiv des gesamten Umfeldes zu erfassen. Auf keinen Fall musste er den Tellerrand erst suchen.
Nur 4 Zitate, die seine Nähe zur Realität, seinen Scharfsinn und seinen Weitblick beschreiben:
Besonders problematisch wird es, wenn die Jugendlichen keinen Ansprechpartner haben, den sie fragen können.
Lehrer in der nächsten Stunde zu fragen, ist oft nicht möglich, da der nächste Stoff durchgepaukt werden muss.
Es zählt nicht die Qualität, sondern nur die Quantität ..... und der Schüler, als Mensch, kommt darin nur partiell vor.
....... und die "Vertreter und Architekten" unseres Schulsystems wundern sich, wieso wir im Bildungsbereich
im internationalen Vergleich so schlecht abschneiden. Sie kommen gar nicht auf die Idee, dass das an ihren
archaischen Vorgaben, die nicht wirklich im heutigen Leben benötigt werden, liegen könnte.
Um etwas verständlich rüber zu bringen, muss die Lehrkraft mindestens zwei Stufen, wie bereits gesagt, über dem stehen, was sie lehrt. Dann ist die Lehrkraft auch in der Lage das Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Leider beträgt öfters der Abstand gerade eine halbe Stufe. Das liegt aber nicht unbedingt an den Lehrkräften, sondern an dem System, das den "Lehrenden" aufgedrückt wird. Häufig wird mangels Fachlehrkräften einfach ein fachfremder Lehrer eingesetzt.
Aussage einer Rektorin über einen ihrer Mathematik-Lehrer: "Ich weiß, er bringt den Stoff etwas sehr formal rüber. Er wird es schon noch lernen". --- D. h. im Klartext, das Übungsfeld für den Mathematik-Lehrer sind die Schüler. Welche Probleme den Schülern damit aufgebürdet und damit evtl. in die falsche Berufslaufbahn gelenkt werden können, interessiert an dieser Stelle nicht. Das KM wundert sich nur, weshalb so viele Fachkräfte fehlen und wieso es so zahlreiche SchulabgängerInnen ohne Hauptschulabschluss gibt.
Es gibt viele Entscheidungsträger, die immer wissen, dass etwas nicht funktioniert, aber selten wissen, was getan werden muss, dass es funktioniert - und erst recht nicht einen konstruktiven Beitrag zur Verbesserung leisten können bzw. wollen. Anders ausgedrückt, Kritiker und Meuterer gibt es zu Hauf, aber nur wenige Personen, die gewohnt sind die Themen anzupacken und auch Lösungen zu erarbeiten bzw. anzubieten.
Aus diesem Grunde habe ich mehrmals versucht, speziell in den letzten Jahren, auf das Kultusministerium zuzugehen, um aktiv etwas einzubringen, also nicht nur zu lästern. D. h. Denkanstöße zu liefern, was die Jugendlichen wirklich brauchen könnten, um in der späteren Arbeitswelt leichter bestehen zu können und diese Welt ihnen dann auch Spaß und Freude bereitet.
Meine Anstöße nahm der persönliche Referent des damaligen Staatssekretärs mit Interesse auf und informierte per E-Mail auch seine Abteilungsleiter. Allerdings, immer dann, wenn die Abteilungsleiter feststellten, dass ich nicht zu dem Dunstkreis des KM's oder zu dem Lehrkörper einer Schule gehörte, wurde schlagartig blockiert. - Es kann doch nicht angehen, dass einer von außen kommt und vielleicht noch praxisbezogene Vorschläge einbringt, also Ideen, die der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Industrie und dem auch noch Schüler nützen könnten. So etwas kann im Bayerischen Schulsystem nicht gebraucht werden.
Bei einem Elternabend, irgendwann um 2004, wurden wir stolz darüber informiert, dass nun Qualitätssicherung in der Schule eingeführt wird. Die Lehrkraft wusste allerdings nichts Genaueres darüber. Ein paar Tage später bekam ich den Bildungsnewsletter vom KM per E-Mail. Darin wurde auch die Qualitätssicherung angekündigt. Nur die vagen Andeutungen in dem E-Mail zeigten, dass die Mitarbeiter des KM's hier noch sehr am Anfang standen.
Nach dem Motto "nicht nur meutern, sondern etwas beitragen" rief ich den zuständigen Abteilungsleiter, lt. E-Mail, an, um ihm einige "Inputs", verbunden mit meinen Erfahrungen auf dem sehr komplexen Sektor Qualitätsmanagement, anzubieten. Um das Jahr 2000 hatten wir in der Firma das Qualitätsmanagement für Dienstleistungen komplett überarbeitet.
Die kurz gefassten Inputs bezogen sich auf Methoden der Qualitätssicherung, statische sowie dynamische Qualitätskontrolle, Eigen- sowie Fremdüberwachung, Definition des organisatorischen und technischen Ablaufs, ISO-Norm, Dokumentation, Messmethoden zum Soll-Ist-Vergleich (Monitoring), Vergleiche mit ähnlichen Lehrbetrieben, Möglichkeiten zum Nachsteuern - was tun, wenn etwas aus dem Ruder läuft usw.
Der Abteilungsleiter nahm am Anfang meine Stichpunkte erfreut auf. Allerdings wurde ihm während des Gespräches immer klarer, dass ich ein Externer bin und damit verschwand sein Interesse zusehends. - Und bei mir verstärkte sich zum wiederholten Male der Eindruck, dass das KM eine abgekapselte Einrichtung innerhalb unserer Gesellschaft ist, die man möglichst nicht stören sollte. Irgendwann habe ich das auch verstanden. Es hat aber einige Zeit gedauert.
Mitarbeiterin im KM, zuständig für Mathematik, Fr. Dr. Sowieso:
Es ging um das Thema, dass einerseits die Kurvenzüchterei (Graphen gebrochen-rationaler Funktionen, Anwendungen der ersten Ableitung) bis zum Exzess betrieben wird, die der normale Schüler zu 99,9% in seiner späteren Arbeitswelt in diesem Ausmaß nie benötigen wird. Andererseits wird wenig gesundes Empfinden für Dimensionen im Alltag vermittelt, dass z. B. für einen 20 Kg-Bananen-Transport kein LKW benötigt wird, 1000 Liter Heizöl nicht nur 50 € kosten können, 50 Tonnen Nägel für einen einzigen Bundeswehrstandort etwas zu viel sind, was 20 qm Fläche im Alltag bedeuten und man im Supermarkt in der Lage sein sollte, abzuschätzen, was die Waren im eigenen Einkaufskorb an der Kasse kosten werden. D. h. Kopfrechnen wird inzwischen für viele junge Menschen auf einem völlig anderen Stern betrieben.
Fr. Dr. Sowieso war der Sprache nach aus den Norddeutschen Landen. Im Gespräch rutschte mir tatsächlich das Wort "Euch" heraus. Daraufhin schnauzte mich Fr. Dr. Sowieso mit den Worten an. „Was erlauben sie sich, ich habe ihnen nicht das Du angeboten“. Allein die Reaktion zeigt, dass sich Personen, die in Ihrem Metier unsicher sind, sich dann an Nebensächlichkeiten aufhängen oder mit einem rüden Ton antworten, um von den eigentlichen Problemen abzulenken, denen sie nicht gewachsen sind.
"Eure Durchlaucht" oder etwas Nachhilfeunterricht für Fr.
Dr. Sowieso
was "Euch" in Bayern bedeutet, bezogen auf den Kontext des obigen Gespräches.:
Früher hatte man den Hochadel in der Dritten Person mit "Euch" bis zum 19. Jahrhundert angesprochen. Heute spricht man einen Personenkreis, wie eine Firma, einen Verein, eine Behörde oder Gesellschaft etwas salopp mit "Du" an, ohne sich auf eine bestimmte Person und auch nicht direkt auf den Gesprächspartner zu beziehen. Im Nachhinein bin ich mir nun nicht sicher, ob nun Fr. Dr. Sowieso zum Hochadel gehört, dann hätte ich sie selbstverständlich mit "Eure Durchlaucht" ansprechen müssen. Die andere Möglichkeit wäre, Fr. Dr. Sowieso ist das Kultusministerium in Gänze, dann hätte ich mit allerdings "Euch" erlauben dürfen.
Nun ist Fr. Dr. Sowieso nicht das Kultusministerium in Gänze, so habe ich das Kultusministerium geduzt und das wäre erlaubt gewesen. Nur, wen habe ich damit nun geduzt - vielleicht Herrn Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle? - Und das hätte nicht der Form entsprochen.
Später habe ich dann mit ihrem Vorgesetzten, auch einem Münchner, unter anderem darüber gesprochen. Dieser hat sich königlich amüsiert. Ein Beweis dafür, dass es auch andere Mitarbeiter im Kultusministerium geben
muss. Allerdings scheinen diese etwas rarer zu sein.
Es gibt da leider noch ein Problem. Junge Leute, die das Schulsystem - eventuell inkl. eines Studiums - überstanden haben, tragen unweigerlich die Färbung der Lehrbeauftragten in sich und geben diese völlig unbewusst an ihre Umgebung weiter. Das ist durchaus natürlich und auch nicht unbedingt falsch, besonders wenn Liebe, Verständnis und ein gesunder Menschenverstand dabei sind.
Nur bei einer Lehrerausbildung ist das "völlig Natürliche" etwas problematischer. Die teilweise antrainierte Inflexibilität und die weltfremden Ansichten unserer Bildungspolitiker, die die Lehrer zu vertreten haben, haben hier wesentlich mehr gravierendere Auswirkungen
auf unser höchstes Gut. Das höchste Gut, was unsere Gesellschaft hat, das sind unsere Kinder
und unsere Jugendlichen bis ins junge Erwachsenenalter.
... nur wie soll, ein in sich geschlossener, von der Außenwelt
weitgehend abgeschotteter Kreis, das verstehen und dann noch richtig vermitteln können?
Literarische Prosa: Hier steht die poetische Sprache im Vordergrund, wie in Horror- und Kurzgeschichten, Krimis, Märchen, Novellen, Romane, Satiren usw. – Sie dient vorwiegend zur Unterhaltung
Gebrauchsprosa: Sie gibt technische Produktbeschreibungen und Abläufe wie Arbeitsberichte, Berichtshefteinträge, sowie Gebrauchsanleitungen wieder, also alle Sachtexte die zur Information und wenig zur Unterhaltung dienen.
In meiner Abteilung (IT-Sektor) hatte ich immer wieder u. a. auch Schüler von Abschlussklassen, die ein 14-tägiges Schnupperpraktikum und Studenten, die ein Praktikumssemester belegten. Jeder Praktikumsteilnehmer musste am Ende einen mehr oder weniger detaillierten Bericht, abhängig von der Zeitdauer seines Praktikums, schreiben. Diese Berichte sollten sachlich formuliert und einen gewissen Ansatz einer wissenschaftlichen Textstruktur haben.
85 % der Praktikumsberichte hatten eines gemeinsam. Sie entsprachen mehr dem literarischen Prosa-Stil - und waren damit zum Großteil mangelhaft. Alle Praktikanten und auch diverse Schuldirektoren bestätigten mir, dass "Gebrauchsprosa", also alles was Informationsberichte anbelangt, nicht im Lehrplan vorgesehen ist. Manche Praktikanten waren dann ganz schön sauer, als sie ihren Bericht nochmals überarbeiten mussten.
Daraufhin habe ich mich an das Kultusministerium gewandt und sinngemäß folgende Auskunft bekommen: "Dazu ist der Betrieb da, wenn von dem Mitarbeiter so etwas gefordert werden sollte. Studenten lernen das dann in der Uni".
Auf meinen Einwand, dass die Wirtschaft und Industrie das anders sieht und die Professoren bringen den Studenten das auch nicht bei, kam die Antwort: "Das ist nicht unsere Aufgabe und nicht unser Problem". .... Einige Studenten, die ihre Diplom- bzw. Bachelorarbeiten bei uns in der Abteilung schrieben, mussten wir öfters erinnern, dass ihr angehauchter literarischer Prosa-Schreibstil hier fehl am Platz ist. --- Also, wo wird Gebrauchsprosa nun gelernt?
Das war 2007. Heute steht im Lehrplan für 10 Jahrgangsstufe: Sachtexte analysieren - Aber Sachtexte, also den Ablauf von Fakten oder eines Sachverhaltes in Schriftform wiederzugeben, fehlt nach wie vor. - Wahrscheinlich dauert es noch ein paar Jahre bis "aus dem Halbes etwas Ganzes" wird.
Im März 2019 gab ich in einer Schreinerei einen Auftrag ab. Dabei unterhielt ich mit dem Chef über das, was der Auszubildende von der Schule mitbringt, besser gesagt nicht mitbringt.
Nur ein paar Stichpunkte seitens des Chefs:
Um Missverständnissen vorzubeugen hier war nicht die Rede von Migranten. Allein dieses Beispiel zeigt, dass bei den Lernvorgaben des KM's absolutes Verständnis für das fehlt, was ein junger Mensch im realen Leben braucht.
Vor einigen Wochen war ich der Kasse eines Supermarktes. Eine junge Frau saß hinter der Kasse. Das Kassendisplay zeigte für meinen Einkauf 24,73 € an. Ich legte 25 € in Scheinen und 23 Cent in Münzen hin. Die Kassendame mit akzentfreiem Deutsch: "Was soll ich damit - ich kann damit nichts anfangen". Ich gab ihr den Rat, den Betrag einfach einzutippen. Sie tippte daraufhin die 25,23 € in die Kasse ein und das Display zeigte den rauszugebenden Betrag an.
Nach meinen Erfahrungen kommt das davon, dass man Kopfrechnen in der Schule sehr frühzeitig durch den Taschenrechner ersetzt. - Weiter so liebes Kultusministerium. Es müsste eigentlich bekannt sein, wenn man etwas nur kurz übt und wenig bewegt, rostet das sehr schnell ein. Die Roststellen zeigen sich inzwischen an vielen Stellen, auch im KM.
Im Frühjahr 2020 hatte ich ein Apartment zur Vermietung angeboten. Eine sehr nette
junge Frau Dr. Marianne Musterfrau hatte bei der
Besichtigung der Wohnung einen Packen Unterlagen mitgebracht. In den Unterlagen war u. a. ihr gesamter Lebenslauf und einige Versicherungsverträge,
wie KFZ-, Haftpflicht- und auch eine Rechtschutzversicherung dabei.
Bei einem späteren Telefonat, das sehr harmonisch verlief, habe ich sie darauf aufmerksam gemacht, dass es
speziell bei diesen Bewerbungsunterlagen besser
sei, die Rechtschutzversicherung wegzulassen. Es wird dadurch indirekt vermittelt: „Achtung Vermieter, mit mir musst du vorsichtig umgehen,
denn sonst kommt mein Anwalt“.
Ihre Antwort darauf: "Solche wesentlichen Themen für das alltägliche
Leben hat mir in meiner gesamten Ausbildungszeit keiner
gesagt. Dafür kann ich aber etliche Gedichte von Hölderlin auswendig".
Wie bereits oben mehrfach beschrieben, leben meinen Erfahrungen
nach, ein Großteil der Angehörigen des Kultusministeriums in einer
Art abgeschotteten Parallelwelt, die wenig Bezug zur Realität haben.
Im Jan. 2022 hatte ich eine 2-Zimmerwohnung zur Miete inseriert mit Kontaktaufnahme via E-Mail. Unter den vielen BewerberInnen war auch
eine 26-jährige Referendarin für Deutsch in einem Gymnasium. Aufgrund meiner Erfahrungen mit Personen aus der Blase
„Kultusministerium“, schob ich das E-Mail der Bewerberin, nennen sie wir mal Frau Gruber, vorerst in den Ordner „weniger interessant“.
Da aber Frau Gruber aus Franken kam und in München in Kürze eine Stelle in München antrat, würde sie kurzfristig
vermutlich keine
Wohnung finden. Deshalb holte ich ihr Bewerbungs-E-Mail aus dem Ordner „weniger interessant“ wieder hervor und bot ihr, trotz meiner
Skepsis, einen Besichtigungstermin an.
Zum vereinbarten Termin kam eine aufgeweckte, sympathische, selbstbewusste, völlig natürliche junge Frau. Sie zeigte keinerlei Allüren und war von der Wohnung total begeistert. Allein von ihren Vorstellungen, wie sie was einrichten möchte, begriff ich sehr schnell, dass eine bodenständige, keine abgehobene realitätsferne angehende Deutsch-Lehrerin vor mir stand. Im Nu war ich davon überzeugt, dass sie die richtige Mieterin ist. Noch am gleichen Tag unterschrieben wir den Mietvertrag.
Nach ihrem Einzug, Anfang März, habe ich ihr noch einige
Deckenlampen angeschlossen und ein paar Kleinigkeiten repariert, die
ihre Mietvorgängerin unter den Tisch gekehrt hatte. Dabei konnte ich
beobachten, dass sich Frau Gruber handwerklich für alles mögliche
interessierte und ausprobierte. Sie setzte sich dabei einfach auf
den Boden und schraubte ihre Möbelstücke ohne fremde Hilfe zusammen. Soweit es der Zeitrahmen
zuließ, fachsimpelten wir über diverse Themen, die weit außerhalb des Dunstkreises Kultusministerium existieren und damit indirekt
zeigte, dass sie nicht einseitig ausgerichtet ist.
Da ich aus der IT-Branche komme, bot ich ihr noch an beim Internetanschluss zu helfen. Sie lehnte es sinngemäß mit den Worten
dankend ab: “Ich kenne mich hier ganz gut aus. Privat und in der Schule habe ich dazu schon viel gelernt. Außerdem sind die Schüler hier meist fitter, als die
Lehrer“
Es gibt also auch noch die andere Seite von Lehrkräften, die mit beiden Beinen im Leben stehen und nicht nur den Ablauf einer Schule kennen. Respekt, solche junge PädagogenInnen braucht unser Bildungssystem dringend. LehrerInnen, die das Leben von der praktischen Seite angehen und dies auch umsetzen können, sind ein Juwel für unser Bildungssystem. Leider sind die noch etwas rar. Ich bin überzeugt, dass sie auch ihren Unterricht lebensnah gestaltet und damit ihre Schüler mitnimmt. D. h. die Jugendlichen folgen mit Freude dem Unterricht, ohne Frust und Widerwillen.
Nach wie vor wünsche ich Frau Gruber, dass ihre maßgeblichen Vorgesetzten ihre Qualitäten früh genug erkennen, sie entsprechend fördern und sie nicht in dem starren System „Kultusministerium mit ihren angestaubten Vorgaben“ verheizen wollen bzw. müssen.
Am letzten Schultag vor den Sommerferien 2022, also knappe 5 Monate nach ihrem Einzug in die Wohnung, rief mich Frau Gruber total verzweifelt an. Sie hat heute die Versetzung in eine andere Stadt bekommen. Einige Monate später erzählte mir Frau Gruber, dass sie ernsthaft überlegt hatte ihre Karriere als Lehrerin an den Nagel - aufgrund der Versetzung - zu hängen. Attraktive Alternativen hierfür hatte sie bereits bekommen.
Um es klar zu wiederholen, sie hat am letzten Schultag die Versetzung bekommen. Also nicht 1 Woche oder 1 Monat vorher, nein, am letzten Schultag.
Jetzt ist München, liebe Kultusministeriumangehörige, vielleicht ist das noch nicht in Gänze in Ihrem Haus angekommen, eine riesige Stadt u. a. mit folgenden Problemen:
In der darauffolgenden Woche habe ich im Büro der zuständigen Kultusstaatssekretärin angerufen und dort das Problem geschildert. Ein sehr freundlicher Herr hat mir die Telefonnummer des zu ständigen Referates in München gegeben. Der Referatsleiter in München war sichtlich von meinem Anruf genervt und zeigte keinerlei Verständnis für das Problem.
Seine tollste Aussage war: "Wir erwarten Flexibilität von den Referendaren".
Er selbst sitzt an einer Stelle, die teilweise flexibel und feinfühlig wie 1 m Eisenbahnschiene ist, verlangt aber von Anderen volle Flexibilität. Das zeigt wiederum, dass das in sich abgeschlossene weltfremde KM streckenweise wenig Beziehung zur Wirklichkeit da draußen hat. Zusätzlich wird streng nach dem Motto vorgegangen: "Du schon, aber nicht ich".
Übrigens, nicht umsonst brechen viele Referendare ihr Studium aufgrund der unsinnigen Vorschriften bis hin zu Schikanen seitens des KM's und des völlig veralteten Unterrichtsstoffes wieder ab. Viele wollen und können auch nicht mehr den angestaubten Zopf den Schüler rüberbringen. Sie sind moderne junge Leute und haben die Vision hier die Gesellschaft bei den neuen Anforderungen zu unterstützen. - Nur als zukünftige Lehrer haben sie dazu wenig Chancen.
Sinngemäße Aussage eines Abiturienten von 2021: Ich kann und möchte nicht für einen altmodischen und rückständigen Arbeitgeber, wie das Kultusministerium arbeiten und mich dabei noch schikanieren lassen. Das Ministerium hat heute noch nicht begriffen, welche Dinge wir jungen Leute zum Schritt in das selbständige Leben wirklich brauchen. Stochastik und Infinitesimalrechnungen bis zum Exzess gehören sicher nicht dazu.
Dann gibt es noch ein Problem. Referendare sollten ihrer Aufgabe als zukünftige Lehrer an den Schulalltag herangeführt werden. Aufgrund des Lehrermangels werden sie aber häufig wie „Vollpädagogen“, mit all ihren Nebenaufgaben, eingesetzt. Ihre Lernobjekte sind primär die Schüler. Die Schüler selbst wissen meist nicht, dass ein Referendar vor ihnen steht und an ihnen übt. Die Gefahr von noch mehr Frust ist auf beiden Seiten vorprogrammiert.
Mach was Sinnvolles! Lehrerinnen und Lehrer vermitteln sicheres Wissen und Werte fürs Leben. Kurz: Sie prägen die Zukunft. Jetzt reinklicken und von einem Beruf mit Klasse begeistern lassen! (Auszug aus dem Internet des Bayerischen Kultusministerium Sept. 2022)
Die Anwerbungsversuche hören sich ja ganz toll an. Nur die Wirklichkeit, wie das KM mit ihren jungen LehrerInnen dann umspringt, speziell in der Referendarzeit, sieht oft anders aus.
Liebe(r) Kultusminister(in) Sie sollten dringend mal darüber nachdenken, wieso so viele Studenten, kurz vor ihrem 1. oder 2. Staatsexamen wieder abspringen. Wobei die negativen Erfahrungen mit dem KM diese jungen Lehreranwärter auch an ihren Bekanntenkreis weitergeben und dementsprechend beeinflussen.
.... und das KM wundert sich, weshalb so wenig Nachwuchs rekrutiert werden kann. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen der fehlenden Lehrkräfte. Um es nochmals zu verdeutlichen, zu dem Lehrkräftemangel trägt seit Jahren das KM zum Großteil selbst bei. Er ist primär hausgemacht. Den Lehrermangel gab es schon vor er Ukraine-Krise - und dann könnte man den heutigen Anforderungen auch besser begegnen.
Eine Personalabteilung, da draußen in der realen Welt, die mit ihren jungen Mitarbeitern so umspringen würde und dabei noch völlig beratungsresistent ist, hätte man schon längst komplett ausgetauscht oder zumindest intensiven Nachhilfeunterricht in Sachen "Ökonomie der Menschlichkeit“ erteilt.
Respekts-Agenda: Sommerklausur der CSU im Bundestag in Kloster Andechs, 19. Juli 2023
Die Menschen in Deutschland verdienen ehrlichen Respekt. Respekt für Lebensleistungen, Respekt für Arbeitsleistungen, Respekt für Engagement in Beruf, Familie und Freizeit. Mütter und Väter verdienen Respekt dafür, dass sie Arbeit und Familie in Einklang bringen. Arbeitnehmer und Selbstständige verdienen Respekt für ihren Einsatz.
Um extrem wichtige Aspekte sollte die Definition der "Respekts-Agenda" ergänzt werden. Das sind unsere Kinder, Schüler, Auszubildende und Studenten sowie Soldaten. Inwieweit das beim KM und den Ausbildern durchwegs doch noch ankommen und auch danach gehandelt wird, wird sich zeigen.
© Wolfgang Oberbauer